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Cover von Bio Magazin „NET sind Add-ons“

GRÜNE INNOVATIONEN

„NET sind Add-ons“

Negative Emissionstechnologien (NET) sollen Treibhausgase mittelbar oder unmittelbar aus der Atmosphäre entfernen. Der Weg dorthin ist aber noch weit – und sie sind auch nur ein weiteres Mittel, um die Klimaziele zu erreichen.

Die Verschnaufpause war nur von kurzer Dauer: Nachdem sich durch die teils tiefgreifenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß um durch­schnittlich 5,4 % verringerte, hat er im Vorjahr einen neuen Rekordwert erlangt. Nach Anga­ben der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden 2021 weltweit 36,3 Mrd. Tonnen ener­giebedingte CO2-Äquivalente ausgestoßen – und damit so viel wie noch nie zuvor. Eine mehr als bedenkliche Entwicklung: Denn um die EU-Klimaziele zu erreichen – unter anderem soll Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden –, müssen die Treibhausgas­emissionen drastisch reduziert werden. Und zwar bis 2030 um 55 und nicht, wie ursprüng­lich vereinbart, 40 % im Vergleich zum Jahr 1990. Dabei handelt es sich allerdings um soge­nannte Nettoziele, bei denen die Entnahme von Treibhausgasemissionen, vor allem von CO2, aus der Atmosphäre als negative Emissionen eingerechnet wird.

Verfahren noch im Forschungsstadium. Der Weg dorthin ist allerdings mit zahlreichen Hür­den gepflastert. Die auf technischen, geochemischen oder biologischen Ansätzen beruhen­den Verfahren für die negativen Emissionstechnologien, die der Atmosphäre direkt CO2 entziehen sollen (Carbon Dioxide Removal – CDR), befinden sich großteils noch im For­schungs­stadium. Ein Verfahren, an dem geforscht wird, ist die beschleunigte Karbona­ti­sierung von Silikatgesteinen (Enhanced Weathering).

„Im Zuge des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs wird CO2 aus der Atmosphäre und den Ozeanen als Karbonatgestein (Kalk, Dolomit) sehr dauerhaft gebunden. Das passiert auch im Zuge der Verwitterung von calcium- und magesiumhaltigen Silikaten, nur dauert das sehr lange. Beim Enhanced Weathering ist die Überlegung, diese Verwitterung zu beschleunigen, um mehr CO2 aus der Atmosphäre zu holen. Eine theoretische Möglichkeit ist, geeignetes Gestein abzubauen, zu Staub zu zermahlen und dann in Kontakt mit CO2-haltigen Abgasen zu bringen“, erklärt dazu Univ.-Prof. DI Dr. Tobias Pröll vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik am Department für Materialwissenschaften und Prozesstechnik der Univer­sität für Bodenkultur Wien, der dieses Vorgehen angesichts zu erwartender Auswir­kungen auf das Ökosystem als „Brachialmethode“ bezeichnet.

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