Eine Autobahn als Energielieferant? Was auf den ersten Blick skurril anmutet, könnte in wenigen Jahren weit verbreitete Realität werden. Denn immer öfter gibt es Überlegungen, die nicht gerade als umweltfreundlich und nachhaltig geltenden, aber doch auch notwendigen Verkehrswege für die Erzeugung erneuerbarer Energien zu nutzen. Mit dem Ziel, bis 2030 bilanziell stromautark zu sein, vor Augen, setzt beispielsweise der heimische Autobahnbetreiber ASFINAG nicht nur auf die Reduktion des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent. Gleichzeitig werden darüber hinaus durch den Ausbau eigener Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen die Weichen gestellt, um künftig selbst erneuerbaren grünen Strom mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt-Peak zu erzeugen.
„Aktuell betreiben wir 46 erneuerbare Energieanlagen auf Tunnelportalen sowie Dach- und Freiflächen, davon zwei Kleinwasserkraftwerke und zwei Mikrowindanlagen mit in Summe rund 4.900 Kilowatt-Peak zur Eigenversorgung“, erklärt ASFINAG-Vorstandsdirektor Mag. Hartwig Hufnagl. Auch die Lärmschutzwände, von denen es aktuell rund 1.400 Kilometer entlang der heimischen Autobahn- und Schnellstraßen gibt, werden in das Vorhaben integriert, um weitere Bodenversiegelung zu vermeiden. Insgesamt zehn Megawatt-Peak sollen so generiert werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde bereits vor zwei Jahren auf etwa 70 Metern Lärmschutzwand bei Laxenburg an der S1 ein Testfeld mehr als 100 Photovoltaikpaneelen von sieben verschiedenen Herstellern eingerichtet, die bis zu 45.000 Kilowattstunden erneuerbaren Strom pro Jahr produzieren können. „Erste große Projekte befinden sich gerade in Planung“, so Hufnagl. Die PV-Anlagen werden dabei entweder direkt an den Lärmschutzwänden installiert oder sind integraler Bestandteil derselben. Um den so gewonnenen Strom zu den jeweiligen Verbrauchern zu bringen, ist darüber hinaus der Bau von Stromnetzen entlang des Autobahn- und Schnellstraßennetzes vorgesehen.