Wenn es um den Klimawandel geht, wird gerne von der „Menschheit“ gesprochen, als wären wir alle gleichermaßen verantwortlich für den ökologischen Schlamassel. Doch das ist ein Trugschluss. Die Anfang Mai veröffentlichte Studie des renommierten Fachjournals „Nature Climate Change“ bringt es schwarz auf weiß: Zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für zwei Drittel der globalen Erderwärmung seit 1990 verantwortlich. Es ist also nicht „die Menschheit“, die das Klima ruiniert, es ist lediglich eine wohlhabende Minderheit.
„Die Ungleichheit beim CO₂-Ausstoß ist dramatisch und wächst weiter. Das ist ein zentrales Hindernis für den Klimaschutz“, erklärt Studienleiterin Sarah Schoengart von der ETH Zürich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch sie wird immer deutlicher. Die Schere zwischen Verursachern und Leidtragenden der Klimakrise klafft weit auseinander. Während die ärmsten Regionen der Welt von Dürren, Überschwemmungen und Ernteausfällen heimgesucht werden, fliegen die Wohlhabenden in Privatjets über das schmelzende Eis der Arktis.
Wohlstand mit Folgen
Warum sind es ausgerechnet die Reichen, die so klimaschädlich leben? Schließlich hätten sie durch ihren Wohlstand alle Möglichkeiten, sich für nachhaltige Lösungen zu entscheiden: energieeffiziente Häuser mit Solarzellen auf dem Dach, Elektroautos in der Garage, ökologisch produzierte Kleidung, Lebensmittel aus biologischem Anbau. Doch der Alltag der Superreichen sieht oft ganz anders aus. Privatjets, Yachten, Zweit- und Drittwohnsitze, hohe Konsumausgaben für Kleidung, Technik und Luxusgüter – all das verursacht enorme Mengen an CO₂. Besonders drastisch ist der Unterschied im Mobilitätsverhalten: Während Otto Normalverbraucher Bahn fährt oder sich aufs Fahrrad schwingt, lässt sich die globale Elite im eigenen Flieger oder im Auto chauffieren, selbst für Kurzstrecken. Eine einzige Flugstunde im Privatjet verursacht pro Person so viele Emissionen wie ein Jahr Bahnfahren.