Kaum ein Bereich ist so eng mit Klima, Biodiversität, Gesundheit und Gesellschaft verknüpft wie die Landwirtschaft. Doch während großflächige, industrialisierte Höfe unter Ressourcen-verbrauch, Preisdruck und Monokulturen leiden, wächst am Rande der Felder – vielleicht noch über weite Strecken unbemerkt – ein alternativer Ansatz heran: Market Gardening. Diese kleinstrukturierte Form der Gemüseproduktion folgt einem ebenso einfachen wie überzeugenden Prinzip. Auf geringer Fläche, die oft weniger als ein Hektar ist, wird mit biointensiven Methoden, viel Handarbeit und klarer Direktvermarktung frisches Gemüse für die Region produziert. Ohne Traktoren, dafür aber mit Kompost, Präzision und Begeisterung.
Alte Tradition neu entdeckt
Market Gardening ist kein neues Konzept. Es knüpft an die Tradition der Pariser Stadtgärtner des 19. Jahrhunderts an, die auf kleinen Flächen mit Pferdemist, Frühbeetkästen und ausgeklügelter Fruchtfolge ganze Städte mit Frischgemüse versorgten. Die moderne Bewegung wurde vor allem durch den Kanadier Jean-Martin Fortier geprägt, dessen Blog, Podcasts oder Bücher – alles unter themarketgardener.com – weltweit das Standardwissen für eine neue Generation von Landwirten prägen und seit einigen Jahren auch in Europa auf großes Interesse stößt.
Die Methoden, die Fortier vorstellt – seine Farm befindet sich in Quebec in Kanada –, hat er alle selbst erprobt und er weiß, worauf man bei Planung, Anbau, Pflege und Ernte achten muss. Es zeigt sich, dass einige Kulturen wie Fisolen, Gartensalat, Tomaten und Zucchini besonders profitabel sind, während andere wie Melonen weniger rentabel sind. Der Verzicht auf Kulturen wie Kartoffeln, Mais und Kürbisse wird aufgrund von Platzbedarf und geringem Ertrag empfohlen.
Das Prinzip ist einfach und die Kombi-nation absolut überzeugend: weniger Fläche, mehr Vielfalt, bessere Böden – so lautet das Erfolgsgeheimnis. Market Gardening nutzt kleine Flächen besonders effizient. Pro Jahr können je nach Standort und Klima bis zu 100.000 Euro Umsatz auf einem Hektar erzielt werden.