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Aktuelle Seite: Der Kapitalismus und die Klimapolitik
Cover von Bio Magazin Der Kapitalismus und die Klimapolitik

KOMMENTAR

Der Kapitalismus und die Klimapolitik

Der Zerfall des alten Dogmas, dass der freie Markt alles optimal zu gestalten vermag.
Von Dr. Lars Jaeger

Der technologische Fortschritt prägt unser Leben, weit mehr als dies vielen bewusst ist. Abhängig ist diese Prägung wesentlich von den mit ihm verbundenen Profitmöglichkeiten, und diese wiederum von den marktwirtschaftlichen Strukturen und der Wettbewerbsdynamik in unserer Gesellschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass der Einfluss der Wissenschaften für das menschliche Alltagsleben genau dann einsetze, als im frühen 19. Jahrhundert ein neues Wirtschaftssystem die Vermählung von wissenschaftlicher und technologischer Dynamik mit innovativem Unternehmertum und professionellem Produktionsmanagement ermöglichte. Von England ausgehend entwickelte sich dieses System zu seinem ersten Höhepunkt und ließ dabei eine bisher ungeahnte ökonomische Produktivität und wirtschaftliche Schaffenskraft zur Entfaltung kommen. Die Rede ist vom Kapitalismus. Erst mit ihm erhielt der technologische Fortschritt seine bis heute anhaltende unvergleichlich starke gesellschaftliche Dynamik.

Profit vor Moral
Wir müssen uns in der Diskussion gesellschaftliche und politische (und nicht zuletzt auch ethische) Fragen des technischen Fortschrittes also auch unausweichlich mit unserem Wirt-schaftssystem beschäftigen. Die heftige Diskussion um den Nutzen und Schaden des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist heute von derselben Widersprüchlichkeit geprägt wie die Ambivalenz des technischen Fortschrittes selbst: Auf der einen Seite ein massiver Produktivitätsgewinn aufgrund der Schaffung immer neuerer technologischer Ressourcen und darauf aufbauend ein unvergleichbares Wachstum des – durchschnittlichen – gesellschaftlichem Wohlstandes (vor allem in Industrieländern), auf der anderen Seite wieder stark wachsende gesellschaftliche Ungleichheit, menschliche – und ökologische – Ausbeutung, ethische Indifferenz („Profit vor Moral“), und ganz allgemein Maßlosigkeit in der Gier nach Wachstum. Gerade in den letzten Jahren zeigen die negativen Seiten des Kapitalismus wieder verstärkt ihr hässliches Gesicht, gerade und insbesondere im Angesicht der ökologischen Indifferenz so vieler mächtiger Wirtschaftsführer.

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