Touristen schätzen sie, während sie uns Österreichern oft gar nicht mehr auffällt: Wir leben auf einer seligen Brotinsel mit einer beeindruckenden Vielfalt an Brotsorten und langen Brotback-Traditionen. Nur in wenigen anderen Ländern weltweit wird die Brotkultur so sehr zelebriert wie hierzulande. Wir essen Brot und Gebäck zum Frühstück, zum Mittagessen und am Abend – und zwischendurch sowieso. Auf dem Markt und beim Bäcker gibt es Schwarzbrote, Weißbrote, Vollkorn- und Mehrkornbrote, mit oder ohne Gluten, Gebäck pikant oder süß. Je nach Region variieren auch die Namen und Spezialitäten. So kann es manchmal zu Verwirrungen kommen, wenn von Mohnflesserl, Mohnstriezerl oder Mohnweckerl die Rede ist.
Der Ursprung von Brot geht zurück auf die Anfänge des Getreideanbaus – es ist als Lebensmittel also etwa 10.000 Jahre alt. Damals entdeckten die Menschen, dass sich aus zerstoßenem Getreide und Wasser ein Brei kochen lässt, der dann zu Fladen gebacken werden kann. Die Ägypter entwickelten vor rund 5.000 Jahren gesäuertes Brot und erfanden auch gleich Öfen, in denen das Brot in Laibform gebacken wurde. Schon damals gab es an die 30 Brotsorten. Das Wissen um die Brotbackkunst gelangte von den Ägyptern über die Griechen und Römer nach Europa und startete hier seinen Triumphzug.
Kein Vorteil ohne Nachteil. „So hoch der Stellenwert von Brot in unserer Kulinarik auch sein mag: Heute hängt unser Überleben nicht mehr davon ab, dass wir Brot zu essen haben“, räumt Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, ein. „Das ist natürlich grundsätzlich gut, hat aber auch die Wahrnehmung von Brot in unserer Gesellschaft stark verändert. Während Brot nämlich noch vor einigen Jahrzehnten das Lebensmittel schlechthin war und eine größere Bedeutung als zum Beispiel Fleisch hatte, ist es heute ein regelrechtes Wegwerfprodukt.“