Fährt man quer durch Österreich, dann fällt eines auf: In vielen Orten wird nach wie vor fleißig gebaut – Einfamilien- und Doppelhäuser, Reihenhaus- und Siedlungsanlagen entstehen, aber auch Betriebsgebäude und nicht zuletzt Straßen werden errichtet. Das führt dazu, dass die Alpenrepublik weiter zersiedelt wird, gleichzeitig gehen dadurch Unmengen an oft fruchtbarem Boden verloren. Und das nicht zu knapp: Durchschnittlich zwölf Hektar wertvolle Böden pro Tag wurden in Österreich im Vorjahr verbraucht, wie eine Berechnung der Naturschutzorganisation WWF Österreich auf Basis offizieller Daten (Umweltbundesamt) zeigt.
„Nach einem vorübergehenden Rückgang hat der Flächenfraß damit 2022 wieder zugenommen“, erklärt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories, der die Situation als „besorgniserregend“ bezeichnet. Insgesamt wurden laut der WWF-Analyse im Vorjahr 43,7 Quadratkilometer Böden verbraucht, wovon rund 55 Prozent versiegelt wurden. „Das bedeutet, dass letztes Jahr 23,9 Quadratkilometer unter Beton und Asphalt begraben wurden – das entspricht zirka der Fläche des Traunsees“, so Pories weiter. Im Vergleich dazu lag der Bodenverbrauch der Jahre 2019 bis 2021 im Schnitt bei rund 41 Quadratkilometern, der Versiegelungsgrad betrug rund 46 Prozent.
Keine Trendwende in Sicht. Der größte Anteil der im Vorjahr verbrauchten Böden entfiel mit 25,9 km2 auf Bauflächen, also auf Gebäude, Gebäudenebenflächen und Gärten. „Nach wie vor werden neue Gebäude in Österreich vorzugsweise auf der grünen Wiese errichtet, wodurch sich die Zersiedelung mit ihren Gewerbegebieten und Logistikzentren weiter in unsere Landschaften frisst“, so Pories.
Auch Betriebsflächen, wie zum Beispiel Werksgelände oder Lagerplätze, haben mit einem Bodenverbrauch von 13 km2 stark zugenommen. Verkehrsflächen wurden in einem Ausmaß von 3,2 km2 erweitert. Durch sonstige neu verbaute Flächen, also etwa Golfplätze, Abbauflächen für Rohstoffe oder Deponien, wurden weitere 1,6 km2 neu in Anspruch genommen. Insgesamt sind damit in Österreich inzwischen 5.848 km2 Böden verbraucht, so der WWF.